Orgelbau in Kirchheide

Am 2. Februar 1840 wurde Ernst Klaßmeier in Kirchheide geboren.

Er absolvierte eine Lehre als Klavierbauer bei Theodor Mann in Bielefeld, weitere Lehrjahre in Osnabrück bei dem Orgelbauer Kramer.

Danach folgte eine Ausbildung bei dem "Altmeister der Orgelbaukunst" Ladegast in Weißenfels.

Um für seine Kirchengemeinde Talle eine Orgel zu bauen, machte er sich im Jahr 1872 selbständig. Das war die Gründung der in Fachkreisen berühmten Orgelbauanstalt in Kirchheide, dem unbedeutenden kleinen lippischen Dorf.

   

Ernst Klaßmeier war eine künstlerische Natur, die den Ehrgeiz und die Fähigkeit hatte, aus seiner Werkstatt nur Kunstwerke hinausgehen zu lassen. Dieses und seine kaufmännischen Fähigkeiten haben dazu geführt, dass die Orgelbauanstalt von Ernst Klaßmeier bald zu den angesehensten ihrer Art in Deutschland gerechnet werden konnte und zu der bedeutendsten in Westdeutschland wurde, trotz der ungünstigen Lage in einem lippischen Dörflein, fernab von den Verkehrswegen. Für die Orgelbauanstalt in Kirchheide warb fast ausschließlich die starke Persönlichkeit ihres Gründers und Leiters.

Viele hundert Orgeln sind aus der Klaßmeierschen Werkstatt hervorgegangen: man findet sie in ganz Deutschland. Auch über die Grenzen Deutschlands hinaus gingen die Werke, ja bis nach Südamerika, nach Argentinien, nach Kleinasien, nach Smyrna.

Trotz seiner geschäftlichen Erfolge blieb er der einfache, schlichte Mann, der Weg von der Bahn bis zur Kirche des Ortes, in den ihn sein Beruf rief, oder vom Schötmar über den Vierenberg nach Kirchheide nur zu Fuß machte, in  der Hand den unvermeidlichen Regenschirm und die Reisetasche mit dem  notwendigen Reisezeug und seinem Handwerksgerät.

Ehe Ernst Klaßmeier im hohen Alter am 16. Januar 1926 starb, hatte er sein Werk dem Sohne übergeben müssen, der von ihm die musikalischen und technischen Fähigkeiten ererbt hatte. Seine Werke sind als Zeugen eines auf lippischem  Boden gewachsenen bemerkenswerten Menschen geblieben.

Quelle: Menschen vom lippischen Boden, Max Staercke, 1936 Meiersche Hofbuchhandlung, Detmold